Besser drauf, mit warmen Essen im Bauch

Der Schlüssel zum Glück

En Klönsnack von Olli un Michael in dat bedpark-Hotel

Der Lärm der Stresemannstraße ist ohrenbetäubend. Aber während ich an der Tür vorm bedpark-hotel warte, damit Olli mir öffnet, scheint mir die Sonne auf den Rücken. -Und beim Öffnen mitten in Ollis Gesicht. Ein kleiner Hinweis auf das, was mich hier erwartet?

Wir gehen in das Apartment, in dem Olli wohnt. Einfach, aber alles ist in Schuss gehalten. Olli bietet mir einen Tee an, da er keinen Kaffee trinkt und auch keinen zum Anbieten hat. Ich freue mich über den Tee an seinem Küchentisch.

Michael: Olli, wie bist du auf das Mobile Bullyteam aufmerksam geworden?
Olli: Letztes Jahr hat Julia mich bei einer Verteilung angesprochen. Und so begann ich ehrenamtlich beim Verein mitmachen.
Michael: Wie ging es dir zu dieser Zeit?
Olli: Es gab Probleme mit meiner Familie und Alkohol war auch im Spiel. Mein Leben spielte sich auf der Straße ab, einen festen Schlafplatz hatte ich nicht.

Endlich wieder Papiere

Michael: Was hat sich zuerst für Dich verändert?
Olli: Anfangs habe ich einfach nur ehrenamtlich im Verein mitgemacht, aber nach kurzer Zeit hat Julia mir angeboten, meine Papiere zu bearbeiten und mich zu unterstützen alles zu ordnen. So haben wir das auch gemacht und alles was fehlte beantragt. Die Vereinsadresse wurde dabei zu meiner Postadresse. Julia hat auch dafür gesorgt, dass ich zumindest vorübergehend einen trockenen Schlaf-platz hatte.
Michael: Ja, daran kann ich mich auch noch erinnern. In dieser Zeit haben wir uns zum ersten Mal vor dem Capello getroffen und gemeinsam einen Kaffee bzw. Tee geschlürft. Wie ist es dann weiter gegangen?
Olli: Nach mehreren kleinen Zwischen-stationen bin ich im Frühjahr 2020 durch die Unterstützung des Vereins in ein kleines Apartment im bedpark-Altona eingezogen.

Schlüsselszene

Michael: Bevor wir uns weiter darüber unterhalten, wie es weitergegangen ist, sag doch mal: Was ist das Wichtigste, was dich mit diesem Apartment verbindet?
Olli: Ich habe einen eigenen Schlüssel zu meinem Reich, auch wenn es klein ist. Ich kann ganz allein darüber entscheiden, was hier drin passiert und wer mich besucht.
Michael: Gab es eine Bedingung, die du seitens des Vereins erfüllen musstest, um dieses Zimmer zu bekommen?
Olli: Nein es gab keine Bedingungen.
Michael: Keine?
Olli: Nein, keine
Michael: Wie ist es weiter gegangen?
Olli: Am Anfang habe ich die Situation einfach nur genossen, Mein altes Leben habe ich so fortgeführt, nur eben mit dem Unterschied, dass ich jetzt einen „Wohnort“ hatte. Das bedeutet aber auch, dass ich weiter Alkohol getrunken habe und vielfach unzuverlässig war. Das ging Julia ziemlich auf den Keks, denn oft war sie diejenige, die auf mich gewartet hat. Irgendwann setze sie mich dann auf den Pott und machte mir klar, dass meine Hilfe im Verein nur Sinn macht, wenn man sich auf mich verlassen kann. Die Mischung aus sicherem Wohnen und dem Einsatz im Bullyteam, hat dazu geführt, dass ich heute keinen Alkohol mehr trinke und man sich auf mich verlassen kann. Durch das feste Wohnen konnte ich auch endlich meine Beine auskurieren und so wieder gesund werden. Die regelmäßigen Besuche durch Vereinsmitglieder haben den nötigen Druck gebracht, zum Arzt zu gehen.
Michael: Das hört sich ja schon richtig gut an. In dem einen Jahr ist ja richtig viel passiert. Es ist richtig schön das zu sehen. Aber wie ist Deine jetzige Situation gerade?
Olli: Das lässt sich kaum in Worte fassen. Mein Leben hat jetzt einen Rhythmus und ich kann selber entscheiden, was ich wann tun möchte. Allein das Gefühl ist schon eine ganze Menge wert.
Michael: Wie sieht dein Alltag heute aus? Wie versorgst du dich?
Olli: Mein Tag sieht inzwischen nicht anders aus, wie der vieler Menschen: Einkaufen, den Haushalt machen, die Dinge des Alltags tun und natürlich auch kochen. Auch wenn das Apartment im bedpark ist, werde ich natürlich nicht durch das Hotel versorgt. Auf Grund der ehemaligen Verletzungen an meinen Beinen, muss ich mich viel bewegen, da das zum Heilungsprozess beiträgt. So verbringe ich einige Zeit des Tages mit Spazierengehen. Ansonsten bin ich bei der Suppenküche, wann immer ich mich nützlich machen kann. Ich kann jederzeit hingehen, denn auch hier hat man mir inzwischen einen Schlüssel anvertraut.
Michael: Wenn man dich so anschaut, während du das alles gerade erzählst, merkt man dir an, wie ausgeglichen und zufrieden du bist. Ganz anders als bei unserem ersten Zusammentreffen am Capello. Dir gegenüber zu sitzen und das alles zu sehen und zu hören, erfüllt mich mit Freude! Normaler-weise würde ich jetzt fragen, ob du Pläne für die Zukunft hast. Da ich das aber weiß, frag ich lieber, welche das sind.
Olli: Für mich ist es wichtig, eine Arbeit zu finden und wieder in eine eigene Wohnung zu ziehen.
Michael: Was wären denn Arbeiten, die gut du zu dir passen?
Olli: Ich habe sehr lange als Schweißer auf einer Werft gearbeitet und würde auch gern wieder als Schweißer arbeiten oder auch in der Security. Das habe ich ebenfalls viele Jahre schon gemacht. Andere Jobs kann ich mir auch gut vorstellen.
Michael: Wenn sich die Dinge so weiter entwickeln, wird das sicher auch klappen! Ich danke dir, dass ich dich hier in deinem Reich besuchen durfte und drücke dir ganz fest die Daumen, damit deine Ziele zur Realität werden.

Beim Gehen strahlt mir die Sonne ins Gesicht, und aus dem Herzen. Das mit Olli wird was, da bin ich mir ganz sicher.

Erste Hammer danach

Wenn jemand nicht mehr so viel Zeit in den Verein einbringen kann, dann macht einem das nicht besonders viel Freude, aber wenn die Nachricht dann so lautet:

„Moin ich wollte euch nur mitteilen das ich leider nur noch Sonntag kann, weil ich jetzt nach langer Zeit endlich wieder Arbeit hab 😊😊😊😊“ … und von Olli kommt, dann verursacht das richtige Freudensprünge!

Olli arbeitet jetzt als Sicherheitsmitarbeiter und hat einen festen Arbeitsplatz!
Wir wünschen Dir viel Erfolg, lieber Olli!

Zweite Hammer danach

Jetzt wird es irre: Olli zieht in seine eigene Wohnung! Er zieht in die Hausmeisterwohnung des bedparks und ist zukünftig im Nebenjob auch noch der Hausmeister des bedparks in Altona. Wow, lieber Olli, super!

Liebe Lesende, es sei hier angemerkt, dass zwischen dem Interview und der Hammerarie nur wenige Wochen liegen.

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